Wie gut sind Rohstoff ETF? (Tipp: Nicht besonders)

In letzter Zeit hört man immer öfter von Investments im Bereich Rohstoffe und auch über Rohstoff ETF liest man immer häufiger. In einer größeren Wirtschaftszeitung habe ich vor Kurzem sogar Werbeanzeigen für diese Anlageklasse gefunden.

Der Rostoffhandel gehört zum Dauerbrenner, denn hier hat der Anleger das Gefühl in etwas Greifbares zu investieren mit einem realen Wert dahinter. Wie sieht es aber mit Rohstoff ETF aus?

Keine Frage, Rohstoff ETF sind gerade in aller Munde und für dich stellt sich natürlich die Frage: ist das sinnvoll? Um dich bei der Beantwortung dieser Frage zu unterstützen, habe ich mir bereits ein paar Gedanken dazu gemacht und für dich recherchiert.

Mittels eines ETF in Rohstoffe investieren

Dazu muss man zuerst wissen, dass quasi alle erhältlichen ETF, die sich auf Rohstoffe beziehen, diese nicht einkaufen und lagern, sondern Positionen am Futuremarkt halten.

Sprich, es gibt da nicht irgendwo ein Lager, in dem tonnenweise Gold, Kupfer, Weizen usw. liegen und dir mit deinem ETF-Schein ein Anteil daran gehört. Vielmehr liegen Wertpapiere im Sondervermögen (Mehr Informationen zu dem Aspekt des Sondervermögens findest du in meinem Artikel “Was ist ein ETF und was passiert bei einer Insolvenz“).

Eben die besagten Futures. Diese sind per se nichts Schlimmes, nur solltest du dich gleich von Anfang an von der Vorstellung verabschieden, es ginge hier um etwas Physisches. Es geht hauptsächlich um Finanzkontrakte.

Wie gesagt, grundsätzlich ist daran auch nichts verkehrt, aber vielleicht nicht das, was du willst oder brauchst. Du brauchst Investments und keine Spekulationsobjekte. Denn genau das sind alle Rohstoffe.

Warren Buffett hat Folgendes zum Thema Rohstoffe gesagt:

Das Problem mit Rohstoffen ist, dass man darauf wettet, was man dafür in sechs Monaten gezahlt bekommt. Ein Rohstoff selbst wird für dich nichts tun. Es ist etwas vollkommen Anderes, etwas zu kaufen und darauf zu hoffen, dass dir in Zukunft jemand mehr dafür zahlt als etwas zu kaufen, von dem du erwartest, dass es dir ein Einkommen im Laufe der Zeit produziert.

Das ist praktisch die Definition von Spekulation. Folglich etwas nur in der Hoffnung auf eine Preisänderung zu kaufen, anstatt an etwas Produktivem auf der Welt teilzuhaben.

Lohnt es sich Rohstoffe bzw. Commodities im Portfolio zu haben?

Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns mal den “beliebtesten” Rohstoff unter Anlegern an: das Gold. Gold hat immer noch diese sexy Aura der langen Geschichte, des Seltenen, des Begehrten. Und ja, da stimme ich zu, Gold wird vermutlich niemals wertlos werden.

Aber wird es denn mehr wert im Laufe der Zeit? Hat es sich rentiert?

Dazu habe ich wieder einmal das gute alte Excel ausgepackt und diese interessante Grafik erstellt:

Zum einen siehst du die Entwicklung des Goldpreises im nominalen, also ohne Berücksichtigung von Inflation, Werten und einmal den realen, tatsächlichen Wertzuwachs.

Wenn man sich die mittlere Rendite (geometrisches Mittel für die, die es interessiert) ausrechnet, natürlich von der realen Preisentwicklung, dann hat sich Gold im letzten halben Jahrhundert durchschnittlich mit 3,3% p.a. rentiert.

Das sieht ja gar nicht mal so schlecht aus. Am Aktienmarkt war in der gleichen Zeit trotzdem deutlich mehr zu holen. Aber zugegebenermaßen, so schlecht wie ich es intuitiv vermutet hätte, war ein Goldinvestment über die letzten 50 Jahre nicht.

Auch zur Anlage in Gold hat Warren Buffett ein paar unterhaltsame Gedanken:

Gold wird in Afrika oder irgendwo aus der Erde gegraben. Dann schmelzen wir es ein, vergraben es wieder in einem anderen Loch und bezahlen Leute es zu bewachen. Es stiftet keinen Nutzen. Jemand, der uns vom Mars dabei zusieht, würde sich am Kopf kratzen.

In einen Rohstoff-Index investieren

Jetzt, wo es beim Gold ja eigentlich ganz okay ausgesehen hat, wollen wir uns einmal den Rohstoffbereich als Ganzes ansehen. Denn Gold ist nur ein kleiner Teil des großen Rohstoffuniversums und zwischen Gold und Kaffee ist auch ein gewisser Unterschied (außer nach dem Aufstehen vielleicht).

Hier eine unvollständige Liste von Rohstoffen, die es da draußen so gibt. Einfach, um mal einen Überblick zu gewinnen:

Energie

  • Rohöl
  • Benzin
  • Erdgas
  • Heizöl

Metalle

  • Aluminium
  • Kupfer
  • Blei
  • Nickel
  • Palladium
  • Gold
  • Silber

Agrargüter

  • Mais
  • Weizen
  • O-Saft
  • Hafer
  • Zucker
  • Baumwolle
  • Sojabohnen
  • Kaffee
  • Lebendrind
  • Kakao
  • Naturkautschuk
  • Reis

Wie du sehen kannst, die Spannbreite ist gewaltig.

Wie können wir jetzt also allgemeinere Aussagen über Rohstoffe als Anlageklasse treffen? Hierzu bedienen wir uns, genau wie viele ETF auch, eines Index. Dieser setzt sich aus verschiedenen Rohstoffen zusammen, die nach bestimmten Regeln gewichtet werden.

Es gibt mehrere Indizes, die auf Rohstoffen basieren, wie beispielsweise den Rogers International Commodity Index (RICI), den Dow Jones-UBS Commodity Index oder den S&P GSCI (Goldman Sachs Commodity Index).

Ich habe mich hier bei unseren kleinen Analyse für den Letzteren entschieden. Die Entwicklung des Index sah in den letzten Dekaden so aus:

Ist ein Rohstoff ETF sinnvoll - S&P GSCI

Gut zu erkennen ist die Krise von 2008. Die hat auch vor den Rohstoffen nicht halt gemacht.

Wenn du Excel oder den Taschenrechner zückst, dann kannst du dir eine durchschnittliche jährliche Rendite von ca. 2,3% ausrechnen. Soweit so gut. Hier deutet sich schon an, dass Rohstoffe im Schnitt nicht so wahnsinnig toll gelaufen sind.

Aber halt, was ist mit der Inflation? Ganz recht, die geht davon ab. In einem anderen Artikel über die durchschnittliche ETF Rendite habe ich für den obigen Zeitraum eine durchschnittliche jährliche Rendite von rund 2% errechnet. Diese geht von der Bruttorendite ab. Bleiben rund 0,3% real.

Das heißt, unterm Strich hat sich bei einer Investition in diesen Index so gut wie nichts getan. Wenn wir jetzt auch noch die TER für einen ETF berücksichtigen, dann wird aus der ganzen Sache womöglich sogar eine Nullnummer bzw. bei manch teuren ETF sogar ein Verlustgeschäft.

Was ist mit der Diversifikation durch einen Rohstoff ETF?

Wenn schon nicht die Rendite für die Anlageklasse der Rohstoffe spricht, was ist dann mit einer potentiell besseren Diversifikation? Kann ein ETF diesbezüglich ein Portfolio wenigstens stabiler machen?

Wie bereits gesagt, man kann in der Grafik von vorhin gut erkennen, dass Rohstoffe während der letzten Finanzkrise ebenfalls massiv abgestürzt sind. Das macht auch Sinn, denn Unternehmen die jetzt weniger produzieren, verbrauchen auch weniger Rohstoffe. Die Nachfrage fällt also. Kurzfristig gibt es da natürlich Parallelen, gerade in Extremsituationen wie Finanzkrisen. Und diese kommen bekanntlich immer wieder, wie du in meinem Artikel zu Finanzkrisen nachlesen kannst.

Das heißt, in normalen Zeiten, in denen an den Finanzmärkten alles seinen gewohnten Gang geht und man keine Diversifikation braucht, sind Rohstoffe vielleicht ein Beitrag, aber in Zeiten, in denen man Diversifikation am Dringendsten benötigen würde, da laufen die Rohstoffmärkte gleich mit den Aktienmärkten und der schöne Diversifikationseffekt ist dahin.

Daraus folgt, auch hinsichtlich der Diversifikation ist der Nutzen von einem Rohstoff ETF zweifelhaft.

Fazit

Ich persönlich wäre bei einer Rohstoff ETF-Empfehlung äußerst vorsichtig. Egal in was, ob Öl oder Reis und auch egal, ob von iShares, ComStage oder sonst wem.

Natürlich gibt es vereinzelt Rohstoffe, die sich toll entwickelt haben, aber im Schnitt konnte man froh sein, wenn man mit der Inflation mithalten konnte.

Und darauf zu hoffen, genau auf das eine richtige Pferd zu setzen, ist einfach nur Spekulation. Im Nachhinein findet sich immer ein Gewinner.

Gold hat sich zwar über viele Jahrzehnte ordentlich entwickelt, aber auch hier gibt es keine Garantie, dass es auch im nächsten halben Jahrhundert so sein wird.

Gold spielt in meinem Portfolio eine untergeordnete Rolle und dient einzig und allein als physischer Wertspeicher zum Mitnehmen. Auf keinen Fall erhoffe ich mir eine Rendite oder eine Diversifikation davon.

Zusammenfassend stehe ich Rohstoff ETF insgesamt skeptisch gegenüber. Wie siehst du das? Hast du eine andere Meinung hierzu oder teilst du meine Sichtweise? Schreib mir gerne in den Kommentaren!

Mein Net Worth im April 2022:
253.000 €

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    • Alex Werle

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